Andreas Moersener

Aufgewachsen und geboren in der niederbergischen Umgebung von Wuppertal fing ich schon sehr früh an zu zeichnen und zu malen, was von der Familie unterstützt wurde. Das Haus meiner Großeltern hatte einige Zeichnungen und Gemälde, aber auch Kunsthandwerkliches aus der Belle Époque, dem Nachimpressionismus bis zu Art Deco Anleihen.

Mein Großonkel war Schüler von Jan Thorn-Prikker und im urgroßelterlichen Glasmalerbetrieb beschäftigt gewesen, was meine Liebe zur Farbe bestärkte. Das niederbergische ist als Mittelgebirgslandschaft geprägt von ausgedehnten Wäldern und weiter landwirtschaftlich geprägter Feldflur, zerfurcht von einigen Kalksteinbrüchen. Als Kind und Jugendlicher habe ich die abwechslungsreiche Landschaft durchstreift, das Dickicht der Wälder, die sich bis zum Horizont dehnenden Felder und Wiesen und habe an den Klippen der Brüche gestanden. Ein guter Kontrast bildete das reiche kulturelle Angebot der nahen Großstadt Wuppertal.

Das Von der Heydt Museum suchte ich bis zum Abitur immer wieder auf. So war eines meiner Abiturfächer eben auch Kunst.
Auf der Kunstakademie stellte sich mir sofort die Frage nach Funktion und Bedeutung von Farbe und Malerei, deren Rang einmal wieder die Bildhauerei, Fotografie und Installationskunst streitig machte. Weder ihre figurativen, noch abstrahierenden historischen Ansätze schienen da eine Antwort geben zu wollen.

So blieb mir einzig ein zumindest experimenteller Ansatz, um der Farbe auf der Fläche die Zeichen und Illusionsräume für eine im zeitgenössischen Kontext leistbare Bedeutungszuschreibung in der Malerei abringen zu können. Als Augenmensch bin ich am Ende des Tages voll von Seheindrücken: Farbakkorde, grafische Strukturen oder räumliche Staffelungen reizen mich, so dass ich manchmal fotografiere oder zeichne, dies aber eher am Rande. Wenn ich beginne zu malen, gibt es jedoch keinen Rekurs darauf und kein Narrativ, was mich motiviert. Die Leinwand ist weite Fläche, Gestrüpp, wieder Fläche, dann Illusionsraum, und ich versuche meinen Seherinnerungen auf die Spur zu kommen, ohne ins Anekdotische abzugleiten. In meinem Repertoire lasse ich ein Farbspektrum zu, was um meine bevorzugten Farbtöne oder Farbakkorde kreist. Als Zeichen greife ich im Formvokabular nach winkligen Flächen, Schraffuren, kreisartigen Formen, Linien, Punkten und deren Kombination, um diese als Ankerpunkte für eine mögliche Bedeutungszuschreibung zu setzen. Dies kann dazu führen, dass ich mich auf ein Zeichenrepertoire beschränke und dann Serien entstehen, die schwerpunktmäßig um einen Formenkanon kreisen.
Manchmal lasse ich eine Vielzahl von Zeichen in einem Bild interagieren, weil ich die Grenzen einer allzu engen seriellen Beschränkung ausweiten will. Der Malprozess im poveren Duktus erstreckt sich bei einem Bild selten über Tage, mehr über Wochen und Monate, oft über Jahre.

Das impliziert ein immer wieder Neuansetzen mit vielen Schichten von Übermalungen, die so radikal sein können, dass das bisher erreichte in Folge der malerischen Infragestellung in der Tiefe verschwindet.

Das malerische Hängen in der Steinbruchwand, das malerische Verfangen im Dickicht oder das malerische Verdursten in der Ödnis der weiten Fläche kann existenziell bedrohliche Züge annehmen, ist aber immer Impuls und Motivation, sich heraus zu malen und das Bild in einen Zustand der inneren Stimmigkeit und Übereinstimmung mit meiner inneren Gestimmtheit zu bringen.

Die Spuren dieser strapaziösen Tour dürfen durchaus ahnbar sein. Ich denke, dass mir das sauerländische Warsteiner Umland, indem sich mein Atelier befindet, genau die visuellen Eindrücke liefert, die ich in jungen Jahren im Niederbergischen wahrgenommen habe.

Andreas Moersener, 2023

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