Andreas Rzadkowsky

Gedanken über Fotografie/Werkgruppe „hidden tracks“

Als die digitale Revolution in der Fotografie ihren Anfang nahm, enstanden neue Möglichkeiten ungeahnten Ausmaßes.

Die Farben wurden intensiver, die Bildgrößen wuchsen bis ins Gigantische bei zunehmender Bildschärfe, die Manipulationen immer kühner, die Bilder immer kälter. Der Erfolg eines Fotografen entscheidet sich heute gefühlsmäßig für mich mit dem üppigen Einsatz von Material und Geld. Je größer das Databack (Rückteil einer Großformat Digital-Kamera), desto größer die Bildschärfe, umso gigantischer die Möglichkeit großer, beeindruckender  Abzüge. Ich erinnere mich noch an eine Ausstellung von Cartier-Bresson, wo die Abzüge kaum den Wert 70x100cm überstiegen, aber meist durchgehend kleiner waren. Man war im Bild nicht verloren, sondern erkannte die Situation nonverbal auf einen Blick. Die Aussage entstand zwischen den Akteuren, und nicht im Kampf um Pixelpunkte.

Ich möchte das Digitale nicht verteufeln, denn es hat mir persönlich eine Menge Arbeit erspart.

Nur scheint mir, dass die digitale Entwicklung die analoge Geschichte der Fotografie ignoriert. Das Flair analoger Fotografie ist längst nicht ausgereizt.

Hier setzen meine Arbeiten an.

Mit der Verkleinerung der Formate und Anleihen aus analoger Filmentwicklung sowie dem Rückgriff auf („längst überholte“) Themen versuche ich, die Welt in ein Licht zu setzen, nicht von kalter, digitaler Logik bestimmt, sondern von Mythos und Geheimnis umgeben.

Meine neue Werkgruppe „hidden tracks“ bedient sich des Fotomaterials der Vergangenheit. Ausgehend von dem in diesen Fotos vorhandenen Flair, mache ich mir diesen matten Schein zunutze und wende meine Technik, die ich schon in meinen Arbeiten „Pathologik“ benutzte, auf diese Fotos an. Ich benutze Portraits von Menschen, deren reale Energie längst erloschen ist, auf den Ursprungsfotos aber noch durchscheint. Diese verblichenen und meist unbedacht entsorgten Fotos bringe ich wieder zum Leuchten, gleich einer Glühbirne, die, kurz bevor sie ihr Lebenslicht aushaucht, ein letztes Mal gleißendes Licht spendet. Die Protagonisten erscheinen plötzlich mit einer anderen Aura umgeben.

Diese vergessenen Fotos erhalten somit eine neue Chance zu leuchten, auch wenn der Betrachter sie mit neuer Sinnhaftigkeit auflädt.

www.rzadkowsky.com

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